Es ist der 4. Juni 2015 und sommerliche Temperaturen begrüßten mich bereits am Morgen, als ich raus zum Auto ging. Die Sonne kündigte einen hellen und warmen Tag an, genau richtig für einen schönen Ausritt. Die letzten Wochen verbrachte ich viel mit dem Gedanken daran, längere Aus- resp. Wanderritte zu machen – es könnte zur Passion werden, wenn es nicht schon eine ist. Der Kontakt zur Natur, das Erleben von Gerüchen und Geräuschen, dazu mit einem tierischen Partner ist mir der allerliebste Ausgleich. Im Augenblick kann ich mir nichts Schöneres vorstellen als tagelang durch die Prärie zu reiten, alleine oder mit Freunden, im Gepäck vielleicht ein Zelt und viel, viel Zeit. Bis sich mein Traum vom eigenen Pferd und solch mehrtägigen Wanderritten verwirklicht, wird geübt und gelernt. Über Pferde zum Beispiel (hier und hier) und seit kurzem nehme ich auch Einzelunterricht, um Balance und Hilfen zu verbessern.
Es trug sich vor ein paar Wochen zu, dass ich über Bobbys Besitzerin (Bobby ist meine Reitbeteiligung) und über die Stone-Hill Ranch Kontakt zu sehr netten Wanderreitern bekam. Ein echter Glücksfall 🙂 Mit einen von ihnen war ich gestern eine größere Runde unterwegs, im saarländischen Ensheimer Gelösch.
Gelösch kommt von „Gelöch“ bzw. vom althochdeutschen Wort „Loch“ und bezeichnet ein unebenes Gelände mit vielen Löchern. Durch das Gelösch zieht sich der Brunnenweg und eine Attraktion dessen ist das Element Wasser in Form von Brunnen, Bächen, Tümpeln und Teichen. Jene Brunnen hatten bemerkensweise nie eine vitale Funktion zu erfüllen: Aus Liebe zur Natur und in Hommage an das Wasser im Wogbachtal wurden sie von den Ensheimer Bürgern errichtet. Einen Überblick über die Brunnen findet man übrigens hier www.ensheimer-brunnen.de.
Um 11 Uhr trafen wir uns an der Gabelung bei der Talmühle und trotteten gemütlich den Wogbach entlang, vorbei am ersten Teich und dem Edelweißbrunnen und trabten eine längere Strecke bis hin zum Wanderparkplatz. Von dort aus ging es geradeaus weiter zum Sonnenhof, bei dem man übrigens selten, aber wenn, dann schön Rasten kann, auch mit Pferden (Anbindemöglichkeit vorhanden). Wir ließen den Sonnenhof aber rechts liegen, genauso den darauf folgenden Wogbachteich bis wir rechts am Eicherstalbach Teich vorbei ritten und anschließend links einbogen.
Ab hier kann man die Pferde so richtig laufen lassen. Also. Alle Pferde außer Bobby 😀 Auch wenn er noch nicht ganz so fit wie sein Pferdekumpel Duke ist (und es vermutlich auch nie sein wird) galoppierten ein schönes Stückchen hinterher. Ich nutzte seinen Schwung, lies ihn wieder etwas traben, um dann wieder kurz zu galoppieren – das ist gutes Hinterhandtraining. Irgendwann verließen ihn dann die Kräfte und wir bummelten im Schritt den Eicherstalbach entlang und genossen die tolle Aussicht.
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Zum Teil erkannte ich den Weg, den ich auch schon mit dem Bike abfuhr. Überhaupt lässt es sich hier ganz toll wandern, biken und eben auch reiten. Wer hätte gedacht, wie schön das Saarland ist. Ich verliebe mich immer wieder neu in diese Region. Gerade auch jetzt, zu Pferd! 🙂
Wir überquerten den Eicherstalbach und bogen an der nächsten Kreuzung scharf rechts ab in Richtung „Spinne“. Dieser Ort heißt wegen seiner vielen Abzweigungen so – genau acht an der Zahl – so viele wie Spinnen eben Beine haben. Da mein „Dicker“ dann leider doch ziemlich geschnauft hatte (ich stieg schon vor der Spinne ab und führte ihn), entschieden mein Begleiter und ich für einen gemütlichen Spaziergang. Wer sein Pferd liebt, der – naja – führt 🙂
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Eine Viertelstunde später (oder war es länger?) erreichten wir die Dorndorfhütte, ein für Wanderreiter beliebtes Wirtshaus, auch wegen der Wiese neben den schattigen Plätzen. Wir freuten uns auf ein eisgekühltes Weizenbier, doch wir hatten Pech: Die Wirtschaft war zu, nur die Wiese war „geöffnet“. So konnten aber wenigstens unsere tierischen Partner etwas futtern – was sowieso sehr viel wichtiger war 🙂
Etwas durstig aber dafür mit erholten Pferden, ging es dann auf einer meiner Lieblingsstrecken schon wieder in Richtung Heimweg. So langsam fügt sich in meinem Kopf auch eine Wander(reit)karte für diese Region zusammen, ein unschätzbar schönes Konglomerat aus Feld-, Wald- und Wiesenwegen. Habe ich schon erwähnt, dass ich in diese Region verliebt bin? 😉
Bemerkenswert war übrigens, dass wir kaum einem Menschen auf der Tour begegnet sind. Der Wald ist wirklich riesig und nicht alle Ecken sind bekannt. So lässt es sich in Ruhe seiner Wege schreiten 🙂
Am Ende unseres Rittes trennten sich die Wege wieder nahe der Talmühle, wo wir uns zuvor getroffen hatten aber nicht ohne uns noch für ein kühles Weizenbier (wenn auch alkoholfrei) zu verabreden. DAS durfte nach so einem Erlebnis dann nun wirklich nicht fehlen. Bobby und ich kehrten verschwitzt zurück und ich glaube, heute hatte er auch ein bisschen Muskelkater 😉
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Wer sich für die Strecke interessiert, ob als Reiter aber auch als Wanderer und/oder Biker:
Länge: Rund 10 km (für mich war es wg. der „Anreise“ etwas mehr)
Parken kannst Du am Besten auf dem Wanderparkplatz Ensheimer Gelösch. Hier hin kommst Du, wenn Du von der Flughafenstraße (L108) links Richtung Balthasar-Goldstein-Straße abbiegst und dann der Ausschilderung folgst.
Mit wem oder was machst Du Deine Touren?
Wow, und ich dachte, wir haben schönes Gelände! 🙂 Aber bei Euch ist es ja wirklich super abwechlungsreich. Klingt nach einem tollen Tag! Bei der Länge musste ich ein wenig schmunzeln: Letzte Woche kam ich in den Stall und mein Trainer meint, dass mein Pferd sicherlich morgen mit Muskelkater zu kämpfen hätte. Er sei 13 Kilometer am Stück mit ihm getrabt, damit er sich endlich enstpannt. Alleine ist er draußen oft doch noch sehr aufgeregt. Also 10 Mal die gleiche Runde á 2 Kilometer, sozusagen Eure Runde zum Aufwärmen. :p Nur am Ende war mein Trainer derjenige, der fix und fertig war, und mein Pferd hätte locker weitermachen können ohne sich mal wirklich zu entspannen. Die Shagya-Araber sind aber auch für Ausdauer (im Militär) gezüchtet.
Morgen geht es bei uns raus, aber sicherlich bei der Hitze nicht 13 Kilometer im Trab :p
Haha, Duke hätte auch locker weiter gehen können auch sehr viel weiter galoppieren können aber Bobby hat’s gereicht. Wir arbeiten dran 😀