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Outdoor-Industrie vs. Verbraucher: Wer bestimmt was gekauft wird?

Die meisten von uns lieben die Natur: in ihr zu sein, sie mit allen Sinnen zu hören, zu riechen und zu spüren gehört zu unserem Outdoor-Leben. In sie einzutauchen erfordert von uns allerdings auch eine gewissen Anpassbarkeit an das Wetter, die wir mit Funktionskleidung erreichen. Doch ist jene Kleidung häufig nichts, was unserer Natur gut tut und die Alternative liegt mir immer noch zu oft beim toten Tier. Dann kam vor ein paar Wochen ein interessantes Projekt hereingeflattert: das 48 Stunden Design-Hackathon vom 18. bis 19. Mai 2017 des Membranen-Herstellers Sympatex. Der Plan: mit rund 20 weiteren Outdoor-Bloggern und Influencern, (Extrem)Sportlern, Greenpeace-Aktivisten, dem CEO Dr. Rüdiger Fox samt Sympatex-Expertenteam inklusive dem Produkt-Designer Joe Stocker eine nachhaltige Funktionsjacke zu designen, die den Markt im Sinne ihres Nachhaltigkeits-Ziels „Closing the loop meets Textilindustrie 4.0“ aufrütteln soll.

Hackathon = Wortschöpfung aus „Hack“ und „Marathon“, der Begriff kommt ursprünglich aus der Software-Entwicklung. Ziel eines Hackathons ist es, innerhalb der Dauer dieser Veranstaltung gemeinsam nützliche, kreative oder unterhaltsame (Software)Produkte herzustellen. Siehe auch https://de.wkipedia.org/wiki/Hackathon

Wieviel Macht hat der Verbraucher, den Markt zu beeinflussen?

Hat meine Nachfrage nach nachhaltiger Outdoor-Kleidung so viel Gewicht, dass sich die Industrie danach richtet? Möglicherweise hast auch Du Dir schon mal diese Frage gestellt und Dir gewünscht, es wäre so. Doch noch viel zu oft fehlen im Laden Alternativen und detailliertere Infos zu den Materialien und zum Produktionsverlauf. Zwei Dinge dazu:

1. Das Meer erstickt im Abfall

Neun Millionen Tonnen Kunststoffabfälle gelangen Jahr für Jahr in die Ozeane. Rund 80 % kommt vom Festland über die Flüsse und Abwasserkanäle, durch Windverwehungen oder über die Strände ins Meer. Plastik ist für unseren Planeten zum Fluch geworden und wird dazu noch völlig irrsinnig eingesetzt: für Einwegprodukte, das Jahrhunderte überdauert:

It’s a plastic world – German from It’s a plastic world on Vimeo.

2. Unser aller Footprint – Deine und meine Co2-Bilanz

Unter dem ökologischen Fußabdruck (auch englisch Ecological Footprint) wird die Fläche auf der Erde verstanden, die notwendig ist, um den Lebensstil und Lebensstandard eines Menschen (unter den heutigen Produktionsbedingungen) dauerhaft zu ermöglichen. Das schließt Flächen ein, die zur Produktion von Kleidung und Nahrung oder zur Bereitstellung von Energie benötigt werden, aber z. B. auch zur Entsorgung von Müll oder zum Binden des durch menschliche Aktivitäten freigesetzten Kohlenstoffdioxids. Die Werte werden in Globalen Hektar pro Person und Jahr angegeben. [Wikipedia]

Das Instrument des ökologischen Fußabdrucks setzt zwei Flächen zueinander in Beziehung:

  1. die durchschnittlich verfügbaren Land- und Wasserflächen
  2. die in Anspruch genommenen Land- und Wasserflächen: um den menschlichen Bedarf abzudecken und den dabei erzeugten Abfall aufzunehmen (der ökologische Fußabdruck)

Alles in allem liegt der Methodik eine Frage zugrunde: „Wieviel biologische Kapazität des Planeten wird von einer gegebenen menschlichen Aktivität oder Bevölkerungsgruppe in Anspruch genommen?“

Übrigens: Wenn Du wissen möchtest, wie Dein persönlicher Fußabdruck ist, kannst Du ihn auf unterschiedlichen Webseiten überprüfen lassen, beispielsweise hier.

 

Funktionskleidung: Plastik? Leder? Aber was gibt´s da noch?

Wer einmal den Arte-Film über die Lederproduktion in Bangladesch gesehen hat, dem kann eigentlich nur schlecht werden: Menschen arbeiten schutzlos in giftigen Chemikalien, Tiere erleiden Qualen für ihre Haut, die wir samt der Gifte auf unserer Haut tragen. Dazu kommt, dass wir als Verbraucher kaum eine Chance haben, sich über die Herkunft und Produktion zu informieren. Da lebe ich in einem reichen, hochentwickelten Teil der Erde aber muss mich fragen, ob es neben Plastik und Leder wirkliche Alternativen gibt. Ernsthaft?

Die Sympatex-Membran: eine Alternative für funktionale Outdoor-Kleidung?

Sympatex-LogoDie Marke Sympatex wurde im Jahre 1986 durch den Akzo Nobel Konzern als Folge einer Polymer Patentanmeldung gegründet. Die holländische Firmengruppe entwickelte aus der Polymer-Rezeptur eine zukunftsweisende Membran-Technologie. Der Markenname wurde aus dem Begriffspaar „sympathisch“ und „Textilien“ zusammengesetzt. Ab 1986 hatte Sympatex seinen deutschen Firmensitz in Wuppertal. Die Marke Sympatex wurde im Jahre 1986 durch den Akzo Nobel Konzern als Folge einer Polymer Patentanmeldung gegründet. Es ist eine ca. 5 bis 25 µm dicke Membran, die auf ein textiles Trägermaterial aufgebracht (= laminiert) wird und in Bekleidung und Schuhen vor Nässe schützt – es ist für Wasserdampf durchlässig ist, nicht aber für flüssiges Wasser. Die Sympatex-Membran enthält, anders als zum Beispiel Gore-Tex, keine Poren (die bekanntlich auch bei unsachgemäßen Waschgang verstopfen können). Sie besteht aus gesundheitlich unbedenklichem Polyetherester (PEEST), einer Verkettung aus Polyester- und Polyethermolekülen, und ist damit umwelt- und hautfreundlich und wie eine PET-Flasche recycelbar. Viele andere Membranen bestehen aus PTFE (Polytetrafluorethylen), bei dessen Herstellung, Deponierung und Verbrennung als ökologisch problematisch geltende Verbindungen freigesetzt werden können. Die Herstellung eines Sympatex Copolymers erzeugt im Vergleich zu einem PTFE Polymer 50 Mal weniger CO2 – und selbst das wird zukünftig kompensiert.

Vorgehensweise: Weg von der Plastikflasche, hin zum recycelten Laminat

Outdoor-Blogger Ben aka HRXXLight hat den Weg von der Plastikflasche zur Membran in einem Video klasse dargestellt:

Recycling !!! Von der PET Flasche zu fertigen Membran #obnblogger #sympatexhackathon #SympathyInside #detoxoutdoor #obnblogger

Ein Beitrag geteilt von Benjamin Moryson (@hrxxlight) am


Die Sympatex Membran ist Öko-Tex® Standard 100 zertifiziert und bluesign® approved und erfüllt damit strengste Richtlinien in Umweltschutz, Gesundheit und Sicherheit. Sie erfüllt damit sogar den hohen Standard, der für Babyprodukte gefordert wird – und das zeitgleich mit ansehnlichen Funktionalitäten, die da zusätzlich wären:

  • kompakt hydrophile (Wasser anziehende Teilchen) Membran
  • gesundheitlich unbedenkliches Copolymer (SauerstoffKohlenstoff-Wasserstoff) aus Polyester und Polyether
  • 100% wasserdicht und winddicht
  • optimal atmungsaktiv
  • weltweit dünnste Membran (ab 5 µm)
  • bis zu 300% dehnfähig – hoher Tragekomfort
  • zu 100% recycelbar
  • PTFE-frei und PFC-frei
  • erste wasserabweisende Ausrüstung ohne Fluorcarbone
  • Innovative Zusatzfunktionen: Sympatex Reflexion® und High2Out®
  • Reduzierter Carbon Footprint bei Polymerherstellung

Jetzt aber: Hier sind Eure Anforderungen an die Funktionsjacke 4.0

Auf Facebook hatte ich Euch im Live-Video gefragt, wie für Euch die Funktionsjacke 4.0 aussehen soll. Diese Punkte waren Euch dabei wichtig:

  • Hinten länger als vorne, damit die Jacke den unteren Rücken schützt (auch bei sitzenden Outdoor-Aktivitäten)
  • Vielleicht besser mit dem Rucksack in Verbindung bringen, um die Last zu verteilen.
  • Im Notfall umbaubar in einen Rucksack oder ein Tarp
  • Leicht und nachhaltig produziert
  • verdeckter Reißverschluss
  • nicht zu lang über die Hüfte
  • zwei Innen- und drei bis vier Außentaschen (Seiten- und ein/zwei Brusttaschen)
  • eingelegte Kapuze
  • winddicht und wassergeschützt
  • Softshell
  • Schnitt auch für kräftigere Menschen geeignet

Hier besten Dank an Dirk, Gary, Nora und Holger für Euren Input, den ich selbstverständlich in den Workshops mit eingebracht habe. Übrigens hat auch Gregor vom Blog Jäger der Berge eine Umfrage gestartet. Das Ergebnis könnt Ihr auf Twitter einsehen.

Aufgaben und Ergebnisse des Design-Hackathons

Nach einem wundervollen Start mit einem Klettersteig (GPS Track) und einer kleinen Wanderung zur Mittenwalder Hütte (GPS Track) wurden wir an den beiden Mai-Tagen in den Workshops in kleineren Gruppen eingeteilt, die an vier Fragen arbeiteten:

  • Welche Industrie das Thema Nachhaltigkeit bereits erfolgreich umgesetzt? Welche Ideen wurden erfolgreich?
    Hier wurden Projekte aus der Industrie für Lebensmittel, Energie, Automobil und Immobilien vorgestellt und herausgearbeitet, was genau sie erfolgreich machte. Mehrmals wurde beispielsweise auch Tesla genannt.
  • Welche Funktionen muss eine gute Funktionsjacke haben?
    Soll es die eierlegende Wollmilchsau sein oder doch lieber eine Jacke, nur mit dem Notwendigsten? Diese Frage war mit am Schwierigsten zu beantworten, da ich als weiblicher Allrounder natürlich andere Ansprüche habe als ein männlicher Extrembergsteiger. Heiß diskutiert wurden darüber hinaus die Kapuze, der Kragen, die Taschen (dürfen bei einem Gurt nicht stören) und vieles mehr. Es wird nun überlegt, die Jacke individuell zusammenstellen zu können, was ich für eine sehr gute Idee halte.
  • Wie soll das Design sein?
    Design und Funktionen gehen Hand in Hand. Zusätzlich wurde hier diskutiert, was eine Damen- und Herrenjacke unterscheidet und für alle Schwarzliebhaber: es wird höchstwahrscheinlich kein Schwarz geben, da diese Farbe, durch ihre hoch konzentrierte Anzahl an Schwermetalle, im Verdacht steht, Krebs zu verursachen.
  • Wie muss das Thema Nachhaltigkeit positioniert werden, um glaubhaft zu sein?
    Vertrauen beim Konsumenten ist ein sehr großes Thema, das nicht mit einem Imagefilm getan ist und bei uns zu teils hitzigen Diskussionen in der Gruppe führte. Letztendlich denke ich, sind wir mit diesen Ideen aber recht weit gekommen:
    • Transparenz:
      • Eine eindeutige ID soll im inneren der Jacke dafür sorgen, dass die Herkunft und Produktion nachvollzogen werden kann.
      • Informationen sollen nicht an ein Etikett kommen, sondern direkt in die Jacke gedruckt werden.
      • Ein Label außen soll zeigen, dass man eine nachhaltige Jacke trägt.
      • Persönlichkeiten mit Charakter und Glaubwürdigkeit werden Jacken-Typen zugeordnet.
    • Recycling:
    • Schadstoffmanagement:
      • Alles rund um Zertifizierungen und Detox-Tests

Achtung: Selbstverständlich sind diese Punkte kein Versprechen, sondern erst mal „nur“ die ersten Gedanken zur Umsetzung! Am 18. Juni werden wir auf der Messe Outdoor in Friedrichshafen erfahren, was daraus geworden ist.

Sympatex Hackathon OBNBlogger

Sympatex Hackathon: Alle Outdoor-Blogger-Network Blogger samt Team haben die Mittenwalder Hütte erreicht

Ergebnispräsentation Sympatex Hackathon

Ergebnispräsentation für den Schwerpunkt Nachhaltigkeit

Darstellung des zu verarbeitenden Sympatex Laminats

Darstellung des zu verarbeitenden Sympatex Laminats

Sympatex closing the loop

Erklärtes Ziel von Sympatex: Closing the loop

Wie geht es weiter?

Pünktlich zum Start der OutDoor 2017 (18. – 21. Juni) in Friedrichshafen wird die „Funktionsjacke 4.0“ am Sympatex Messestand (Halle A3 Stand 208) sowie beim offiziellen Outdoor Blogger Frühstück am 20. Juni einem breiten Publikum präsentiert. Wenn Sympatext die Idee umsetzt, wird es ab dem 18. Juni einen individualisierten Bestellvorgang geben, die es dem Verbraucher ermöglicht, sich die Jacke nach seinen Ansprüchen zu gestalten. Wenn alles klappt, werde ich bei der Vorstellung persönlich auf der Outdoor-Messe in Friedrichshafen sein und über das Ergebnis hier auf lebedraussen! berichten.

Kann man nun als Verbraucher den Markt beeinflussen?

Für mich ein ganz klares: JA! Denn die Alternativen gibt es bereits. Sei es in den Materialien oder in einen selbst: und wenn es nur darin liegt, Verzicht im Anhäufen von Funktionskleidung zu sein. Bist Du anderer Meinung oder würdest es relativieren? Ich freue mich über Deinen Kommentar!

Alle weiteren Artikel von den teilnehmenden Outdoor-Bloggern [in progress]:

 

2 Kommentare
  1. 8. August 2017
    • 8. August 2017

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