Der Tag der Mountain Bike Tour am Loch Ness beginnt mit einem reichhaltigen Frühstück. Das ist gut so, denn später werde ich die Kraft benötigen – allerdings ahne ich davon jetzt zunächst noch nichts. Im Gegenteil: Angekündigt wird eine mittelmäßig anstrengende Tour von 12 km mit dem Mountain Bike. Nett, doch da gähnt mein Herz müde und der Puls wird die 130 nicht mal ansatzweise erreichen. Denke ich. Dann geht es los. Ziel: Treffen mit unserem Guide von Boots N Paddles bei Invermoriston mit anschließender Bike Tour zu Fort Augustus, entlang des Lochs.
Ein unerwartetes Abenteuer
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Die Räder stehen am Parkplatz bereit und Guide Dan rüstet uns vier Mädels mit dem Nötigsten aus: Bike, Helm, Handschuhe, Sonnenbrille. Das Wetter sieht gut aus: es ist weder zu heiß noch zu kalt, also perfekt für eine Radtour. Die Strecke beläuft sich von Invermoriston nach Fort Augustus Abbey. Was wir bislang nicht wissen: Es gibt zwei Routen: Die eine heißt Great Glen Way, die andere Great Glen Way High Route. Und wir fahren natürlich zweitere (wobei ich mir bis heute nicht sicher bin, ob wir nicht hätten die erste fahren sollen) 😀
MTB Tour über die Great Glen Way High Route von Invermoriston nach Fort Augustus
Es geht los: Über Brücken und Felder wird es schnell steil und wir erklimmen die erste Hürde. Nicht mit Leichtigkeit, doch wir erklimmen sie – und werden belohnt mit einer schönen, kurzen Strecke durch die Bäume und mit Blick auf Loch Ness. So hätte es gerne ewig weitergehen können, doch dann wird es doch noch sportlich: Dan biegt nicht auf den Great Glen Way ab, sondern auf die High Route – und beschert uns einen Aufstieg, der sich gewaschen hat. Doch eine alte Outdoor-Weisheit besagt: Wenn´s rauf geht, muss es auch wieder runter gehen – ein gutes Argument für einmaliges MTB-Feeling, hab ich recht? 😀
Ich schwitze und schnaufe. So anstrengend habe ich mir die 12 km Tour nun wirklich nicht vorgestellt. Dennoch: Die Aussicht ist einfach atemberaubend und die Bewegung tut mir richtig gut. Dann endlich: Auf guten 300 Höhenmeter, die wir nach rund 45 Minuten hauptsächlich per Pedes erreichen, wird der Weg flacher und ich sitze wieder auf. Was für ein Genuss! Die Sonne glitzert auf Loch Ness, hier oben am Berg wird ein unbeschreiblich schöner Blick über die satten und baumlosen Hügel der Highlands auf der einen, und auf das dunkle Wasser des zweitgrößten Sees Schottlands auf der anderen Seite ermöglicht. Der Fahrtwind ist frisch, ich halte kurz und ziehe mir meine Jacke über.
Viele kleinere Brücken gilt es während der Fahrt zu überqueren, an welchen nicht selten Wasserfälle sind. An der einen halte ich und schließe die Augen. Wilde Natur ist so wunderbar: man hört wirklich nichts außer das Rauschen des Wassers und das Dahinplätschern des Baches. Dann geht es auch schon wieder weiter.
Unser Guide Dan achtet sehr auf uns, ist allerdings auch nicht zimperlich, was den Weg angeht. Doch wie Antje schon auf ihrem Schottland-Bericht schreibt, ist diese Tour einfach nur großartig und auch mein persönliches, sportliches Highlight auf der Schottlandreise.
Abfahrt! Der krönende Abschluss
Wenn es hoch geht, geht´s auch wieder runter – so nun jetzt auch hier: Nahe des westlichen Endes des Lochs fahren wir durch bewaldetes Stück. Rund 230 Metern genießen wir bergab. Auf dem Weg liegt Schotter und ich muss vorsichtig sein, nicht auszurutschen. Teilweise sind die Passagen so eng und kurvig, dass mein Herz kurz aussetzt und Adrenalin freigesetzt wird – es ist einfach Fun pur. Ich jauchze und Dan lacht: „It´s fun, hm?“ „YESSSS!“
Dann auf einmal höre ich ein lautes Rauschen: es klingt nicht nach einem kleineren Wasserfall, den man öfter auf der Strecke weiter oben begegnete, sondern einem etwas größeren. Ich liebe Wasserfälle sehr und so breche ich die Abfahrt ab, um genau hier durchzuschnaufen.
Dann geht es auch schon weiter durch den Wald, vorbei an mystischen Ecken, bemoosten Bäumen und schimmernden Torf. Torf ist übrigens der Grund, warum das Wasser hier seine extrem dunkle Farbe hat – ja, fast schwarz wirkt.
Ankunft in Fort Augustus
Nach knapp drei Stunden Fahrt kommen wir verschwitzt und glücklich in Fort Augustus an. Dan nimmt uns die Räder entgegen und ich bin nun doch auch irgendwie erleichtert – und vor allem: extrem hungrig. Im Boats House kehren wir ein und ich genehmige mir eine große Portion feinster Nudeln mit einer Gemüsesahnesauce. Irre lecker – erst recht nach diesem unerwarteten Mountainbike-Abenteuer 🙂
Disclaimer: VisitBritain hatte mich vom 29. bis 31. August 2016 nach Schottland eingeladen und auch die MTB Tour mit Boots N Paddles organisiert. Meine Meinung bleibt davon selbstverständlich unberührt, schließlich lebt lebedraussen! von Eurem Vertrauen.
Die Tour gehört auch zu meinen Highlights und war die Strapazen unbedingt wert, nicht? Ganz verkraftet habe ich die Schlappe aber noch nicht, Ich fahr sonst auch mal 800 Höhenmeter und bin längst nicht so geschlaucht.
Es waren aber Höhenmeter in einem recht kurzen Abschnitt und somit recht steil. Sei nicht so streng mit Dir, Eva 🙂
Als ich vom „unerwarteten Abenteuer“ las dachte ich, dass Du vielleicht Nessie begegnet bist. Ich hab‘ die Bilder ganz genau angeschaut – aber nein… nichts zu sehen. Dafür scheint das Mountainbiken in der Gegend traumhaft zu sein! 🙂
Hallo Gerhard,
oh, das wäre klasse gewesen, wenn wir Nessie getroffen hätten doch irgendwie wollte sich das Ungeheuer dann doch nicht blicken lassen – oder wir waren zu sehr mit uns beschäftigt 😉
In der Tat ist das Biken dort wirklich traumhaft: man hat Wasser und Berge um sich. Auch wenn es anstrengend war: Ich würde es jederzeit wieder tun 🙂
Liebe Grüße
Bianca
Na dann bleibt nur eines: Das Bike-Abenteuer wiederholen und etwas Zeit für die Suche nach Nessie enplanen. 🙂