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9 Tipps zum Erlernen einer Fremdsprache

Gestern war Tag der Muttersprache. Meine zweite Muttersprache, das Brasilianisch-Portugiesische, habe ich in meinen ersten sechs Lebensjahren fließend gesprochen und, nachdem wir nach Deutschland kamen, leider fast komplett verlernt. Letztes Jahr habe ich mir endlich meinen Traum erfüllt und auf meiner 3-monatigen Reise durch Brasilien die Sprache, in sechs Wochen Sprachunterricht und Unterbringung in einer Gastfamilie, wieder erlernt. Davor war ich 2012 schon mal für zwei Wochen Sprachschule drüben und lernte natürlich auch in Deutschland weiter. Mittlerweile spreche und verstehe ich die Sprache wieder so gut, dass ich leichte Lektüre (Romane) verstehe, mich auf Reisen mühelos unterhalten kann, sogar kleinere Übersetzungen klappen schon ganz gut. Nicht perfekt, aber daran arbeite ich.

Vielleicht hegt ihr auch schon seit langer Zeit den Gedanken, eine neue Sprache zu erlernen? Vielleicht, weil euch ein bestimmtes Land so gut gefallen hat oder weil ihr sie besonders schön findet? Durch meine eigene Erfahrung habe ich die mir neun wichtigsten Punkte aufgeschrieben, wie man eine neue Sprache lernen kann und wie man auch nach dem Start die Motivation nicht verliert.

1. Liebe deine neue Sprache

Mit Leidenschaft, geht vieles besser, denn damit steht und fällt deine Motivation am Ball zu bleiben. Frage dich, was das Besondere deiner neuen Sprache für dich ist:

  • Klingt die Sprache besonders schön?
  • Gibt es Songs, die in der Sprache gesungen werden und die du so gern verstehen möchtest?
  • Möchtest du einem anderen Menschen eine Freude machen?
  • Hast du familiäre Wurzeln, vielleicht sogar Familienmitgliedern, mit denen du ohne diese Sprache, nicht kommunizieren könntest?

2. Habe deine Ziele vor Augen

Es ist immer leicht zu sagen: ich werde irgendwann mal anfangen, diese Sprache zu lernen. Das „Irgendwann“ wird dann oft zu „Nie“, was wir dann schnell bereuen. Darum ist es wichtig, dir Ziele zu setzen:

  • Frage dich, wozu du diese Sprache nutzen kannst: zum Reisen, für die Karriere oder weil du auswandern möchtest? Es gibt diese und sicher noch mehr gute Gründe dafür.
  • Setze dir ein zeitliches Ziel: Bis wann solltest du dich wie gut unterhalten können?
  • Nutze Referenzrahmen für deine Sprachkenntnisse: Der gemeinsame europäische Referenzrahmen geht von A1 (Anfänger) bis C2 (Muttersprachler) und lässt dich erkennen, auf welchem Niveau du sprichst. Auf dieser Basis lassen sich leicht Zwischenziele setzen und genau die Dinge lernen und verfeinern, die es für das nächste Level benötigt.
  • Vergleiche dich mit anderen: Wer kompetitiv veranlagt ist könnte seine Motivation auch aus einem freundschaftlichen Wettbewerb aufrecht erhalten.
  • Kannst du abschätzen, wie groß dein Wortschatz ist? Um eine Sprache sprechen zu können, reichen oft schon 5.000 Wörter. Setze dir immer wieder Ziele, wie viele Vokabeln du am Tag, in der Woche oder im Monat gelernt haben willst.

3. Lerne regelmäßig

Aller Anfang ist leicht: Einmal entschlossen setzt man sich gerne täglich dran und büffelt, was das Zeug hält. Doch irgendwann schleicht sich gerne mal die Verschieberitis ein und man lässt es schleifen. Hier helfen regelmäßige Lerntage und -zeiten:

  • Frage dich, wann dein Kopf am aufnahmebereitesten ist
  • Zu welchen Uhrzeiten hast du am besten Zeit?
  • Welche Tage eignen sich besonders zum Lernen?
  • Sind kürzere oder längere Einheiten für dich besser?
  • Hast du Bekannte, mit denen du dich treffen könntest um gemeinsam zu lernen? Erwäge zum Beispiel auch, dir einen Tandempartner zu suchen und vereinbare regelmäßige Termine.

4. Zwinge dich (ein bisschen), wenn du die Sprache lernen willst

Was sich demotivierend anhört, ist es eigentlich nicht, da du dich in die „Zwangssituation“ natürlich freiwillig begibst. Mein Tipp: Setze dich einer Umgebung aus, wo du gar nicht anders kannst als deine neue Sprache zu sprechen. Bestenfalls geschieht dies im Land selbst, zum Beispiel in einer Gastfamilie in Kombination mit Sprachunterricht. Du wirst merken wie angestrengt der Kopf arbeitet, denn Worte nicht zu finden oder Sätze nicht bilden zu können, kann sehr ärgerlich sein und dich motivieren, häufig(er) nachzublättern oder nachzufragen, um es beim nächsten Mal besser zu machen.

5. Nutze (unterschiedliche) Medien und Technologien

Dank des Internets ist es heutzutage furchtbar einfach, am Ball zu bleiben um eine neue Sprache zu erlernen. Probiere aus, welche dir davon zusagen und mixe nach persönlichem Gusto:

Höre CDs

Musik geht ins Herz und was das Herz berührt, entwickelt nicht selten Fernweh. Erweitere deinen Sprachschatz, indem du die Texte übersetzt und verbessere deine Aussprache, indem du mitsingst!

Lerne mit Audio CDs

Ein alter Klassiker, zugegeben. Doch während einer Autofahrt unglaublich praktisch.

Lerne mit Büchern

Auch ein alter Hut und dennoch nützlich. Gerade für Menschen, die die Wörter und Sätze sehen müssen enorm hilfreich. Außerdem werden in Büchern wichtige Regeln erklärt, auf die du dich stützen kannst und die dir später ins Blut übergehen.

Lerne mit Zeitschriften, Magazinen und Blogs

Hast du ein bestimmtes Lieblingsthema? Ich liebe es zum Beispiel, die Koch- und Essenskultur eines Landes auszuprobieren. Die besten, landestypischen Rezepte gibt es oft nur in der jeweiligen Sprache und wer diese nachkochen möchte, muss sie verstehen.

Lerne mit sozialen Netzwerken

Auf Twitter lassen sich die Top-Trendings der jeweiligen Länder einstellen, sodass du Tweets in deiner neuen Sprache lesen und auch darauf antworten kannst.

Stelle doch einfach mal die Sprache auf Facebook um (dafür solltest du allerdings kein Anfänger sein, sonst könnte es schwer fallen, sie wieder auf deutsch umzustellen 😉 ) und interagiere in Gruppen, die in deiner neuen Fremdsprache kommunizieren.

Lese Kurzgeschichten in der Fremdsprache

Es muss nicht gleich das schwierige Fachbuch sein, Bücher mit einfachen Kurzgeschichten eignen sich bestens zum Vokabellernen! Scheue dich zum Beispiel nicht davor, dir Kinderbücher zu kaufen – die sind häufig sehr einfach geschrieben und toll bebildert. Vergesse nicht, dass dein Fremdsprachenniveau sich vermutlich auf dem eines Kleinkindes befindet und es sich mit Büchern weiterentwickeln kann.

Vokabeln lernen mit einer App

Hast du ein Smartphone? Dann lade dir eine App herunter, mit der du Grammatik und Vokabeln lernen kannst. So kannst du immer dann lernen, wenn du mal Leerlauf hast: im Wartezimmer, auf reisen oder wenn sich ein Termin verspätet.

6. Schaffe dir ein „fremdsprachiges“ Netzwerk

Wenn du schon etwas  mit der Sprache vertraut bist und am Ball bleiben willst, ist ein fremdsprachiges Netzwerk sehr hilfreich.

  • Du kannst es dir auf deinen Reisen aufbauen und mit den Bekanntschaften über die sozialen Netzwerke, auch Zuhause noch, in Kontakt bleiben.
  • Auch gibt es in Städten immer mal länderspezifische Communities, die sich zum Abendessen und zum Plausch regelmäßig treffen. Schau einfach, was sich anbietet und erweitere dort dein fremdsprachiges Netzwerk.

7. Spreche immer und überall

Ob heimliches Singen im Auto oder unter der Dusche. Ob in Skype, dem Facebook Messenger oder per Hangout. Oder natürlich auf Communitytreffen: Sprechen ist das A und O!

8. Habe keine Angst vor Fehlern

Sei dir bewusst: als Nicht-Muttersprachler kannst du gar nicht perfekt sein und das erwartet auch niemand von dir. Ich habe eher die Erfahrung gemacht, dass man dich für deinen Willen, dein Durchhaltevermögen und deine Fortschritte bewundert. Darüber hinaus sind Fehler wichtig, denn nur so lernst du wirklich die neue Sprache. Außerdem gibt es genügend Menschen auf der Welt, die nur eine sprechen – dass du jetzt mehr als eine kannst (auch wenn es am Anfang vielleicht erst nur ein paar Wörter sind) – soll dir mal einer nachmachen. Ein weiterer Grund, keine Angst vor Fehlern zu haben ist: Gerade auf Reisen fühlen sich deine Gastgeber sehr geschmeichelt, wenn du ihre Sprache lernen möchtest und freuen sich, wenn sie dir helfen können. So können neue Freundschaften entstehen (-> siehe auch: Schaffe dir ein „fremdsprachiges“ Netzwerk)

9. Erkenne, wie du am Besten lernst

Analysiere, was dir leicht(er) fällt: manche Menschen lernen besser durch das Hören, andere durch Visualisierung, wieder andere nur durch beides. Wichtig ist hier zu erkennen: Wie lernst du am Besten? Jeder Mensch hat darüber hinaus so seine eigenen Vorgehensweisen:

  • Brauchst du Papier und Stift oder lernst du besser mit dem Computer?
  • Hilft es dir, beim Lernen Musik zu hören, in einem Café zu sitzen oder ist es besser ganz ruhig Zuhause?
  • Brauchst du Menschen um dich herum, mit denen du Gelerntes diskutieren und vertiefen kannst oder lernst du lieber alleine?

Fazit

Ich hatte auf Reisen einmal eine Diskussion mit jemandem, der der Ansicht war, es genüge eine Sprache zu sprechen, die die meisten Menschen verstehen. Ich war da anderer Ansicht, denn für mich ist eine Sprache nicht nur reiner Informationsaustausch, sondern etwas, was das Herz berührt. Wie ein Kulturkreis denkt und vor allem fühlt, erkennt man sehr gut dadurch, wie sie ihre Sprache nutzen. Für manche Dinge gibt es beispielsweise nicht mal eine Übersetzung (allenfalls vielleicht eine Umschreibung). Beispielsweise bevorzugen Brasilianer es, Verben zu verformen. Während es im Deutschen Verben zur Verkleinerung einer Sache gibt, gibt es im Portugiesischen verformte Verben, die eine Sache vergrößern. Und die Brasilianern spielen gerne mit ihren Verben – was nur nur jemand verstehen kann, der der Sprache (ein bisschen) mächtig ist.

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Kennst du auch ähnliche Besonderheiten aus anderen Sprachen? Welche Sprache wolltest du schon immer sprechen und warum? Hast du dir deinen Traum erfüllt?


Infografik Sprache lernen

2 Kommentare
  1. 15. Januar 2023
  2. 7. Juni 2023

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