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Auf Eselwanderung im saarländischen Bliesgau – iiiaaaaahhh

„Wollt Ihr mal einen Geheimgang entdecken?“ Fragt Hannes Ballhorn die Kinder. „Jaaaaaa!“ rufen sie und rennen seinem Zeigefinger nach und in das dunkle Loch im Gebüsch. Wir Erwachsene bleiben buchstäblich im Nebel stehen, der uns und die beiden Eseldamen Lissi und Lotti, umhüllt. Ich befinde mich gerade auf einer Eselwanderung im Biosphärenreservat Bliesgau, nur wenige Kilometer von meinem Heimatort entfernt und gucke neugierig durch das Loch, worin auch meine kleine Begleiterin verschwand.

Eselwanderung: Winterwanderung im südlichen Bliesgau

Wanderzeitraum: 18. Dezember 2016

  • Art: Rundweg, organisierte Tour mit Eseln
  • Länge: ca. 2 km
  • Höhenmeter: ➚ 90 m | ➘ 90 m
  • gebrauchte Zeit (ohne Pause): ca. 1,5 h
  • Schwierigkeit: leicht
  • Kosten (Winter): Erwachsene 25 EUR | Kinder 15 EUR (Essen inklusiv)
  • Treffpunkt: Hof Sonnenbogen, Wolfharistr. 75, 66440 Blieskastel – Wolfersheim

Bewertung (max. 5 Sterne)

  • Organisation⋆⋆⋆⋆⋆
  • Naturerlebnis⋆⋆⋆⋆
  • Familientauglichkeit: ⋆⋆⋆⋆⋆

Termine & Anmeldung zur Eselwanderung: Esel-Jahreszeitenwanderungen durch den südlichen Bliesgau für Familien und Einzelpersonen

Neugierige Kinderaugen und zwei Eseldamen

Wir haben es nicht weit bis nach Wolfersheim bei Blieskastel. Gerade mal 20 Minuten fahren wir und sind auch pünktlich um kurz vor drei vor den Toren des Hofs Sonnenbogen. Einige Erwachsene mit ihren Kindern haben sich bereits davor versammelt und bestaunen die beiden Eseldamen, die uns als Lissi und Lotti vorgestellt werden. Hier treffe ich auch Cora von Green Shaped Heart zum ersten Mal persönlich – sie begleitet mich heute auf eine weitere Wanderung der Kampagne Saarland im Winter. Sie hat über die Tour übrigens schon einige Wochen vor mir gebloggt – den Beitrag Winterliche Eselwanderung im Bliesgau solltest Du unbedingt lesen!

Ein Esel wird geputzt

Lissi wird für die Wanderung zurechtgemacht.

Auch die 7-jährige Thianna begleitet mich heute – oder vielmehr ich sie: uns eint die Leidenschaft für Pferde und die Liebe zu Tieren generell. Sie streichelt Lissis Ohren und korrigiert mich schnell, als ich die Namen der beiden Eseldamen verwechsle. Wie dumm von mir! Hannes Ballhorn stellt sich und seine Frag Gabi vor. Er ist heute unser Guide, während sie sich um die Abendveranstaltung danach kümmert. Beide stehen hinter dem Tor, putzen unsere tierischen Wegbegleiterinnen liebevoll und schwärmen von ihren Charaktereigenschaften. Auch Pferde hätten sie, doch Esel, ja, an Eseln haben sie ihr Herz verloren.

Sind Esel dumm?
Gerne werden Esel als dumm, störrisch und faul bezeichnet, doch das sind sie gerade nicht: während Pferde bei (für sie) gefahrvollen Situationen lieber gleich das Weite suchen und somit tendenziell mehr lebenswichtige Energie verschwenden, wägt der Esel erstmal ab. Mehr als Pferde erwarten Eseln vom Menschen eine faire Behandlung, denn durch ihre Klugheit wissen sie sehr genau, wem sie Folge leisten wollen und wem nicht. Der Mensch als Unterdrücker ist der wahre Dumme, wenn er sich weigert, sich selbst zu hinterfragen und aus Bequemlichkeit so lieber dem Esel Sturheit, Dummheit und Faulheit attestiert.

Was wir von Eseln lernen können

Er soll ja nicht so lange quatschen. Hannes Ballhorn schielt verschmitzt zu seiner Frau während er von den gemeinsamen Eseln und der bevorstehenden Wanderung erzählt. Wir lachen mit den beiden und machen Platz, als Lissi und Lotti durch das Tor spazieren. Eine Mitwanderin schnappt sich die kleinere der beiden Eseldamen, neben der größeren Lotti steht Hannes und lässt nun ein Kind nach dem anderen auf ihr reiten. So stapfen wir in einer Karawane zum Ortsausgang, dann links die Streuobstwiese hoch und lassen uns sanft vom dichten Nebel umhüllen.

Dichter Nebel im saarländischen Bliesgau

Dichter Nebel auf der Streuobstwiese, die wir mit den Eseln hoch laufen.

Auch für Kinderwagen geeignet oder: keiner wird zurückgelassen

„Wenn es so weiter geht, müssen wir wieder zurück, Hannes.“ Ich drehe mich um und sehe, dass der Kinderwagen der kleinen Familie mit dem Anstieg Probleme hat. Doch das kommt gar nicht in Frage, dass hier jemand umkehrt: kurzerhand wird der Eseldame Lissi der Strick abgemacht und selbiger um den Kinderwagen gebunden. Nun zieht Hannes den Wagen den kompletten Weg hinauf und lässt so die kleine Familie nicht hängen. Das ist Einsatz – klasse!

Eselkarawane im Nebelwald

Unser Weg führt in den Laubwald, wo wir kurz rasten und die Stimmung des Waldes genießen. Winterlich kühl ist es, doch nicht so kalt, als dass die Äste mit Frost oder Schnee bedeckt sind. Der Nebel wadert mystisch entlang der Baumwipfeln und es wirkt als würden Geräusche gedämpft. Ein Quieken lässt ein Teil der Gruppe aufhorchen: Wildschweine? Möglich, wie ein Förster uns später bestätigt. Mich schaudert´s etwas – ungern würde ich einem begegnen und schon gar nicht einer Bache mit Frischlingen… Puh! Ist aber zur dieser Jahreszeit ziemlich unwahrscheinlich.

Eselwanderung im Biosphärenreservat Bliesgau

Kurze Rast im Nebelwald

Doch alles ist friedlich in unserem vernebelten Feenwald. Thianna ist nun dran mit Reiten und sie genießt es sichtlich: noch nie hatte sie vor dieser Tour einen echten Esel angefasst und nun sitzt sie sogar schon auf einem! Gemächlich ritt sie auf der tierischen Gefährtin durch den dunkelbraunen, nebligen Wald, bis wir wieder Streuobstwiese kommen, die nun bergab nach Wolfersheim führt. Thianna steigt über die Eselrutsche ab: auf dem Rücken dreht sie sich nach hinten, rutscht über Lottis Popo auf den Boden und lacht dabei ihr bezaubertes Kinderlachen. Sie ist glücklich und ich lächle mit ihr <3

Kind reitet Esel auf Wanderung

Endlich kann Thianna auf Lotti reiten

Eseltrekking im winterlichen Saarland

Wenige Meter weiter verschluckt der Nebel unsere Eselkarawane.

Mittlerweile wird es dunkler. Ein kurzes Stück wandert unsere Karawane noch durch das Dorf, bis wir letztendlich wieder am Tor des Hofes Sonnenbogen ankommen. Wir werden von leuchtenden Kerzen begrüßt, die uns den Weg in die liebevoll eingerichtete Scheune weisen. Meinen Hunger spüre ich nun deutlich, erst recht, als ich die Speisekarte lese: Lauchcreme-Suppe, Spinat-Lasagne, Pizza-Schnecken und Kuchen werden hier auf einem einfachen Büffet gereicht. Die Scheune ist vorweihnachtlich mit warmen Lichtern geschmückt, die Pferde und Eseln schauen neugierig vom Paddock zu uns herein. Gabi stellt sich auf die kleine Bühne auf der sie, nach der Begrüßung aller Teilnehmer_innen und Gäste, mit uns zusammen Weihnachtslieder singt. Die warme Suppe lässt mich daran erinnern, dass es nun doch kühl draußen geworden ist. Thianna kuschelt sich neben mich und linst auf das Liederheft mit Weihnachtsstrofen. Doch dann wurde ihr neuer Freund dann doch interessanter. Pff!

Einstimmung auf Weihnachten

Beseel von diesem Abend, von der Herzlichkeit und der Wärme aller Organisatorinnen und Organisatoren treten Thianna und ich nach dem Essen den Heimweg an. Einmal noch renne ich zurück, um ihr die zwei vegessenen Zaubersteine zu holen, diese von ihrem Freund bekommen hat. Im Auto fahren wir wieder durch den dichten Nebel und erzählen über Eseln, Waldfeen und ihren wackeligen Milchzahn – zumindest so lange, bis ich von hinten keine Antwort mehr bekomme. Sie ist einfach eingeschlafen. Schön so 🙂

Offenlegung: Ich wurde von der Tourismuszentrale des Saarlandes zu dieser Tour eingeladen, dafür danke ich sehr! Meine Meinung ist davon trotzdem unberührt, denn schließlich lebt lebedraussen! von meiner Ehrlichkeit und Authentizität.

5 Kommentare
  1. 8. Januar 2017
  2. 1. Februar 2017
  3. 23. Februar 2017

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