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Wanderung bei Schnee: verzauberte Dollbergschleife

Der Wetterbericht verheißt für morgen nichts Gutes für die Wanderung in Nonnweiler: Nieselwetter, Kälte, Nässe. Ein echter Februartag eben. Dann kommt noch eine Absage einer Mitwanderin worauf ich ernsthaft überlege, die Tour an der Traumschleife Dollbergschleife ganz zu canceln. „Überlege es Dir einfach bis morgen 8 Uhr.“ schreibt mir Timo, der mitwandern möchte, zurück, als ich ihn von meiner Zerrissenheit erzähle. Kurz darauf wechsle ich von der Couch ins Bett, nichts ahnend, was mich morgen früh da draußen erwartet.

Wandern im Saar-Hunsrück auf der Dollbergschleife

Wandertour: Traumschleife Dollbergschleife

Wanderzeitraum: 11. Februar 2017

  • Art: Traumschleife, Rundweg, Premiumwanderweg
  • Länge: 12,0 km
  • Höhenmeter: ➚ 260m | ➘ 220 m
  • gebrauchte Zeit (ohne Pause): 02:17 h
  • Schwierigkeit: mittel
  • Wanderkarte mit GPS Track und Bildern: Komoot: Traumschleife Dollbergschleife

Bewertung (max. 5 Sterne)

  • Beschilderung⋆⋆⋆⋆⋆
  • Naturerlebnis⋆⋆⋆⋆
  • Einsamkeit: ⋆⋆⋆⋆

Alle Infos zur Tour: Urlaub im Saarland: Traumschleife Dollbergschleife 

Einmal mehr die richtige Entscheidung getroffen

Meine Augen öffnen sich um 6:36 Uhr am heutigen Samstag und linsen auf den Wecker an der gegenüberliegenden Bettseite. Und dann ist sie da, die Frage: wandern oder nicht wandern? Ich werde wacher und merke, wie viel Lust ich darauf verspüre aufzustehen und raus zu gehen. Die Bettdecke fliegt auf die Seite, ich setze die Fuße auf und sehe aus dem Fenster. Schnee! Nun hält mich nichts mehr und schicke Timo die Nachricht „Ach komm, lass uns wandern. Hauptsache raus und es hat so schön geschneit ?“ Seine Antwort: „??“

Bevor es losgeht heißt es, erst mal ankommen

Glücklicherweise habe ich für die Anfahrt 20 Minuten Puffer eingebaut: Die Straßen sind auf der einstündigen Fahrt nicht alle geräumt, sodass teilweise Schneckentempo angesagt ist. Ich bin schon fast am Treffpunkt Köhlerhütte in Neuhütten, als das Telefon klingelt: „Die Auffahrt zur Köhlerhütte ist sehr steil und glatt, lass uns zum Friedhof nebenan fahren und es dort versuchen.“ teilt mir Timo mit, der sich bereits ein Bild an der Köhlerhütte gemacht hat. Kurz darauf stehen wir um zwanzig Minuten vor zehn am verabredeten Friedhofsparkplatz und ich schmecke beim öffnen der Autotür bereits die frische, feuchte Schneeluft. Voller Vorfreude steige ich aus dem Wagen und weiß, dass dieser Geschmack mich während der gesamten Wanderung begleiten wird. Wunderbar!

Wanderschuhe im Schnee

Wanderung auf der Dollbergschleife. (c) Timo Risch

Umhüllt vom Winter

Bei jedem Schritt knarzt es meditativ unter den Füßen, so wie es nur bei Schnee der Fall ist. Die Luft ist klar, der Himmel bewölkt aber hell und es scheint, als würde er aufgehen wollen. Wir gehen nebeneinander und wandern ein schmales Rinnsal entlang durch eine Allee, deren Bäume und Sträucher uns in ein schwarz-weißes Mustergeflecht hüllen. Timo hat schon, wie auf unserer letzten Tour auf der Traumschleife Wildnis-Trail in Weiskirchen, seine Kameraausrüstung dabei – diesmal allerdings ohne Stativ. Für mich ist es noch schwer, bei Schnee und bedecktem Himmel schöne Fotos zu schießen nehme seine Ratschläge immer sehr dankenswert an.

Dollbergschleife Wald im Schnee

Keine Spuren im Schnee. Zumindest keine menschlichen.

Uns führt der Weg schließlich über die Saarstraße, auf jener es immer noch spiegelglatt ist. Schnell huschen wir drüber, um an der gegenüberliegenden Straßenseite direkt in einen schmalen Pfad einzutauchen. Fuchsspuren zeichnen sich auf der jungfräulichen Schneedecke ab, zumindest denken wir, dass dies welche sind. Hier war heute noch kein Mensch unterwegs – ein Gefühl von Expedition macht sich in mir breit.

Traumschleife Dollbergschleife Saar-Hunsrück Schild

Der Weg über diese Brücke mit noch jungfräulichem Schnee.

Wanderung im schwarz-weißen Farbkleid

Am Ende des fuchsspurigen Fernwanderges stoßen wir auf den Altbach (Königsbach) und folgen ihm ein ganzes Stück. Der Himmel ist mittlerweile zugezogen und verwandelt die Landschaft in ein bewegtes schwarz-weiß Bild. Alles wirkt sehr ruhig und sanft, lediglich ein paar Schneespuren sind Zeugen weiterer Bildbesucher.

Gemütlich schlendern Timo und ich so dahin, immer mit einem melodischen Plätschern des Baches an unserer Seite. Fasziniert von unserem Glück machen wir Scherze darüber, wie ich überhaupt nur einen Gedanken daran verschwendet hatte, diese Tour abzusagen. Natürlich hätte das Wetter anders sein können und natürlich hätten wir auch Pech haben können; doch Fakt ist: es hat sich mal wieder gelohnt. Es hat sich gelohnt, am Wochenende früh aufzustehen und es hat sich gelohnt, nicht zu Hause zu bleiben und die Wände von innen anzustarren. Also alles wie immer. Herrlich!

Brücke an der Dollbergschleife Nonnweiler

Auf zur mächtigen, keltischen Befestigungsanlage

An einem ohne Schnee vermutlich unspektakulärem breiten Weg, taucht rechts neben uns der Nonnweiler Stausee auf. Die Primstalsperre ist der größte Wasserspeicher des Saarlandes und wirkt mit einer Oberfläche von ca. 1 km² gigantisch groß. Zwei Mountainbike-Fahrer kommen uns mit breitreifigen Rädern entgegen, grüßen freundlich und haben sichtlich Freude an der winterlichen Schneelandschaft. Genauso wie wir!

Nach dem wir den Kloppbruch-Weiher passieren, müssen Timo und ich wieder eine Straße überqueren und nun auch kräftig die Pomuskeln anspannen: es geht 150 Meter den Dollberg bergan und kommen so unserem Ziel immer näher: der Ringwall von Otzenhausen.

Kloppbruch-Weiher Dollbergschleife Wanderung

Kloppbruch-Weiher Dollbergschleife Wanderung

Der Kloppbruch-Weiher

Der Ringwall von Otzenhausen
Bei dem Ringwall handelt es sich um die Überreste der Befestigung einer Ortschaft („Oppidum“, lat.: Stadt) des keltischen Stammes der Treverer.

Archäologen datieren die Entstehung in die La-Tène-Zeit (5.–1. Jahrhundert v. Chr.). Heute wird der Ort aber als eine der fünf bekannten stadtähnlichen Siedlungen der Treverer geführt.

Das Bauwerk ist auch heute noch beeindruckend, denn der Wall umfasst bei einer Länge von 2,5 km mehr als 18 ha und erreicht eine Höhe von maximal 10 Metern bei einer Basisbreite des Walls von mehr als 40 Metern. Der Aufbau des Ringwalls ist keilförmig und schmiegt sich an die Topographie des Dollbergs an, auf dem der Ringwall erbaut wurde.

Quelle: Wikipedia

Verschneite Tanne an der Dollbergschleife

Abgetaucht in die wilde, verschneite Schönheit

Jetzt wird die Natur um uns wilder und rauer: genau richtig für meinen Geschmack. Uns kommt ein Pärchen entgegen gewandert, die, dank des vermeintlich schlechten Wetters, die einzigen Menschen sein werden, denen wir auf dieser Etappe begegnen. Der Pfad ist mittlerweile kaum ersichtlich, schmal drückt er sich zwischen zwei eng anliegenden Bäumen durch und mündet an einem Wall, dessen Stufen wir nun nehmen. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den nächsten, denn die Stufen sind so schmal wie mein Fuß und hier und da auch rutschig. Besser langsam, dafür sicher – und der Aufstieg hat sich gelohnt: Auf dem Wall haben wir einen wundervollen Blick in den verschneiten, weißen und so friedlich wirkenden Wald aus dem wir kommen.

Bianca auf dem Ringwall der Dollbergschleife

Nach dem Anstieg heißt es: Aussicht genießen. (c) Timo Risch

Verschneites Steinmännchen auf dem Ringwall

Verschneites Steinmännchen auf dem Ringwall

Fotospaß durch hohle Baumstümpfe

Ein hohler Baumstumpf lädt zum Fotografieren ein 🙂 (c) Timo Risch

Ringwall Durchwanderung

Umgeben von einer märchenhaften Winterlandschaft, die von gigantischen Bäumen, dessen Äste schwer von all dem Schnee sind, geprägt ist, kann ich mich an dieser weißen Umgebung kaum satt sehen. Vorbei an der Quelle im Nordwesten der Befestigungsanlage stehen Timo und ich plötzlich vor einer riesigen Wand: dem anderen Ende des Ringwalls. Die schmalen Stufen sind von Schnee bedeckt und ich ahne, dass es nicht ganz ungefährlich ist, diese zu besteigen. Besser langsam, dafür sicher – dieser Gedanke begleitet mich auch diesmal und, sowohl hoch als auch wieder runter, erfolgreich. Puh!

Gigantische Bäume

Gigantische Bäume an der Quelle am Ringwall

Timo auf dem Ringwall

Timo ist schon oben

Verschneite, gigantische Bäume im Ringwall Verschneite, gigantische Bäume im Ringwall Verschneite, gigantische Bäume im Ringwall

Es gibt sie: die Gipfelbesteigung im Saarland!

Nun befinden wir uns auf besondere Gipfeltour: auf 695,4 Metern erreichen wir schließlich die höchste Erhebung des Saarlandes: den Dollberg! Dann, wie auf Kommando fängt es an, kräftiger zu schneien. Wir reißen uns vom Gipfel los und ich verstaue die Kompaktkamera in den Rucksack. Jetzt zahlt es sich aus, eine Regenjacke anzuhaben: sie ist zwar ganz furchtbar nicht-atmungsaktiv, dafür hält sie Wind und jetzt auch Nässe fern. Ich ziehe mir die Kapuze über meine Wollmütze und den Reißverschluss ganz hoch. So trocken und warm verpackt ist der sanft fallende Schnee nun purer Genuss, der mit jeder Flocke mein Gesicht zart küsst. Bezaubernd.

Verschneiter Weg auf der Dollbergschleife Wanderung

Wenn Frau Holle ihre Decke schüttelt

Münzgroß fällt der Schnee nun von oben herab und zaubert hinter meinem geistigen Auge Frau Holle in den Himmel, die ihre dicken Daunendecken und -kissen schüttelt. Der Schnee schafft es, alle Spuren zu verwischen und lässt uns glauben, allein in dieser einmaligen Natur zu sein. Kann es etwas Schöneres geben? Und plötzlich – da! Etwas Kleines, Dunkles huscht in Lichtgeschwindigkeit über unseren Weg und verschwindet sogleich wieder in den Büschen. Ein Fuchs streift hier umher – ob es derselbe war, der die Fußabdrücke auf dem Fernwanderweg hinterlassen hat? Wir wissen es nicht.

Eiszapfen am Baum

Seltene Wehmut auf dem Rückweg

Der schmale, verschneite Pfad führt uns durch den Laubwald, der vom Schnee zu leuchten scheint. Nun geht es immer weiter bergab und somit immer näher zum Ausgangspunkt der Wanderung. Selten wird mir nach einer Tour so wehmütig ob ihrer Kürze. Hinter uns liegen 12 km feinstes Wintererlebnis, das möglicherweise das letzte bis zum Frühjahr ist. Dankbarkeit steigt in mir hoch. Dankbar dafür, die Dollbergschleife bei Schnee erlebt zu haben und mich für das Aufstehen und gegen die Couch entschieden habe.

Verschneiter Wald auf der Dollbergschleife Verschneiter Wald auf der Dollbergschleife

Willst Du noch mehr Winterwandern?
Eine Auflistung der schönsten saarländischen Wandertouren findest Du hier.

Die Dollbergschleife bei Schnee: so kurzweilig und traumhaft schön

Mir wurde die Wanderung auf der Traumschleife Dollbergschleife bei Schnee von der Tourismus Zentrale des Saarlandes sehr ans Herz gelegt und das schon letztes Jahr, als wir die Idee Saarland im Winter schmiedeten. Zwar hatten wir die Wochen darauf oft winterliche Temperaturen, doch war es so knackig kalt, dass es meist Frost als Schnee gab. Zugegeben: bei Eis würde ich die Dollbergschleife aufgrund des Ringwalls meiden – wenngleich es der Karte nach auch Umwege gibt. Doch ist der Wall ein wirkliches Highlight – wenn es also geht, dann nehmt ihn mit!

Wenn man den Einstieg von der Köhlerhütte nimmt, könnte der erste Teil der Tour ohne Schnee unspektakulär sein – anders als der zweite Teil, den man auf atemberaubenden Wildnis-Pfaden wandert. Hier aber kommen Naturliebhaber dann voll auf ihre Kosten und erleben ein sehr vielfältiges Ambiente. Fazit: wer trittsicher und fit ist, auch mal ein paar Höhenmeter zu gehen, wird große Freude an dieser Tour haben. Aber Vorsicht: es könnte passieren, dass sie einem sehr, sehr kurzweilig vorkommt. Damit muss man dann leider umgehen 😉

Dollbergschleife: Wanderkarte zum Nachwandern

5 Kommentare
  1. 19. Februar 2017
    • 19. Februar 2017
      • 19. Februar 2017
  2. 20. Februar 2017
    • 20. Februar 2017

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