Der Wetterbericht verheißt für morgen nichts Gutes für die Wanderung in Nonnweiler: Nieselwetter, Kälte, Nässe. Ein echter Februartag eben. Dann kommt noch eine Absage einer Mitwanderin worauf ich ernsthaft überlege, die Tour an der Traumschleife Dollbergschleife ganz zu canceln. „Überlege es Dir einfach bis morgen 8 Uhr.“ schreibt mir Timo, der mitwandern möchte, zurück, als ich ihn von meiner Zerrissenheit erzähle. Kurz darauf wechsle ich von der Couch ins Bett, nichts ahnend, was mich morgen früh da draußen erwartet.
Einmal mehr die richtige Entscheidung getroffen
Beitragsinhalt
- Einmal mehr die richtige Entscheidung getroffen
- Bevor es losgeht heißt es, erst mal ankommen
- Umhüllt vom Winter
- Keine Spuren im Schnee. Zumindest keine menschlichen.
- Wanderung im schwarz-weißen Farbkleid
- Auf zur mächtigen, keltischen Befestigungsanlage
- Abgetaucht in die wilde, verschneite Schönheit
- Ringwall Durchwanderung
- Es gibt sie: die Gipfelbesteigung im Saarland!
- Wenn Frau Holle ihre Decke schüttelt
- Seltene Wehmut auf dem Rückweg
- Die Dollbergschleife bei Schnee: so kurzweilig und traumhaft schön
- Dollbergschleife: Wanderkarte zum Nachwandern
Meine Augen öffnen sich um 6:36 Uhr am heutigen Samstag und linsen auf den Wecker an der gegenüberliegenden Bettseite. Und dann ist sie da, die Frage: wandern oder nicht wandern? Ich werde wacher und merke, wie viel Lust ich darauf verspüre aufzustehen und raus zu gehen. Die Bettdecke fliegt auf die Seite, ich setze die Fuße auf und sehe aus dem Fenster. Schnee! Nun hält mich nichts mehr und schicke Timo die Nachricht „Ach komm, lass uns wandern. Hauptsache raus und es hat so schön geschneit ?“ Seine Antwort: „??“
Bevor es losgeht heißt es, erst mal ankommen
Glücklicherweise habe ich für die Anfahrt 20 Minuten Puffer eingebaut: Die Straßen sind auf der einstündigen Fahrt nicht alle geräumt, sodass teilweise Schneckentempo angesagt ist. Ich bin schon fast am Treffpunkt Köhlerhütte in Neuhütten, als das Telefon klingelt: „Die Auffahrt zur Köhlerhütte ist sehr steil und glatt, lass uns zum Friedhof nebenan fahren und es dort versuchen.“ teilt mir Timo mit, der sich bereits ein Bild an der Köhlerhütte gemacht hat. Kurz darauf stehen wir um zwanzig Minuten vor zehn am verabredeten Friedhofsparkplatz und ich schmecke beim öffnen der Autotür bereits die frische, feuchte Schneeluft. Voller Vorfreude steige ich aus dem Wagen und weiß, dass dieser Geschmack mich während der gesamten Wanderung begleiten wird. Wunderbar!
Umhüllt vom Winter
Bei jedem Schritt knarzt es meditativ unter den Füßen, so wie es nur bei Schnee der Fall ist. Die Luft ist klar, der Himmel bewölkt aber hell und es scheint, als würde er aufgehen wollen. Wir gehen nebeneinander und wandern ein schmales Rinnsal entlang durch eine Allee, deren Bäume und Sträucher uns in ein schwarz-weißes Mustergeflecht hüllen. Timo hat schon, wie auf unserer letzten Tour auf der Traumschleife Wildnis-Trail in Weiskirchen, seine Kameraausrüstung dabei – diesmal allerdings ohne Stativ. Für mich ist es noch schwer, bei Schnee und bedecktem Himmel schöne Fotos zu schießen nehme seine Ratschläge immer sehr dankenswert an.
Keine Spuren im Schnee. Zumindest keine menschlichen.
Uns führt der Weg schließlich über die Saarstraße, auf jener es immer noch spiegelglatt ist. Schnell huschen wir drüber, um an der gegenüberliegenden Straßenseite direkt in einen schmalen Pfad einzutauchen. Fuchsspuren zeichnen sich auf der jungfräulichen Schneedecke ab, zumindest denken wir, dass dies welche sind. Hier war heute noch kein Mensch unterwegs – ein Gefühl von Expedition macht sich in mir breit.
Wanderung im schwarz-weißen Farbkleid
Am Ende des fuchsspurigen Fernwanderges stoßen wir auf den Altbach (Königsbach) und folgen ihm ein ganzes Stück. Der Himmel ist mittlerweile zugezogen und verwandelt die Landschaft in ein bewegtes schwarz-weiß Bild. Alles wirkt sehr ruhig und sanft, lediglich ein paar Schneespuren sind Zeugen weiterer Bildbesucher.
Gemütlich schlendern Timo und ich so dahin, immer mit einem melodischen Plätschern des Baches an unserer Seite. Fasziniert von unserem Glück machen wir Scherze darüber, wie ich überhaupt nur einen Gedanken daran verschwendet hatte, diese Tour abzusagen. Natürlich hätte das Wetter anders sein können und natürlich hätten wir auch Pech haben können; doch Fakt ist: es hat sich mal wieder gelohnt. Es hat sich gelohnt, am Wochenende früh aufzustehen und es hat sich gelohnt, nicht zu Hause zu bleiben und die Wände von innen anzustarren. Also alles wie immer. Herrlich!
Auf zur mächtigen, keltischen Befestigungsanlage
An einem ohne Schnee vermutlich unspektakulärem breiten Weg, taucht rechts neben uns der Nonnweiler Stausee auf. Die Primstalsperre ist der größte Wasserspeicher des Saarlandes und wirkt mit einer Oberfläche von ca. 1 km² gigantisch groß. Zwei Mountainbike-Fahrer kommen uns mit breitreifigen Rädern entgegen, grüßen freundlich und haben sichtlich Freude an der winterlichen Schneelandschaft. Genauso wie wir!
Nach dem wir den Kloppbruch-Weiher passieren, müssen Timo und ich wieder eine Straße überqueren und nun auch kräftig die Pomuskeln anspannen: es geht 150 Meter den Dollberg bergan und kommen so unserem Ziel immer näher: der Ringwall von Otzenhausen.
Abgetaucht in die wilde, verschneite Schönheit
Jetzt wird die Natur um uns wilder und rauer: genau richtig für meinen Geschmack. Uns kommt ein Pärchen entgegen gewandert, die, dank des vermeintlich schlechten Wetters, die einzigen Menschen sein werden, denen wir auf dieser Etappe begegnen. Der Pfad ist mittlerweile kaum ersichtlich, schmal drückt er sich zwischen zwei eng anliegenden Bäumen durch und mündet an einem Wall, dessen Stufen wir nun nehmen. Vorsichtig setze ich einen Fuß vor den nächsten, denn die Stufen sind so schmal wie mein Fuß und hier und da auch rutschig. Besser langsam, dafür sicher – und der Aufstieg hat sich gelohnt: Auf dem Wall haben wir einen wundervollen Blick in den verschneiten, weißen und so friedlich wirkenden Wald aus dem wir kommen.
Ringwall Durchwanderung
Umgeben von einer märchenhaften Winterlandschaft, die von gigantischen Bäumen, dessen Äste schwer von all dem Schnee sind, geprägt ist, kann ich mich an dieser weißen Umgebung kaum satt sehen. Vorbei an der Quelle im Nordwesten der Befestigungsanlage stehen Timo und ich plötzlich vor einer riesigen Wand: dem anderen Ende des Ringwalls. Die schmalen Stufen sind von Schnee bedeckt und ich ahne, dass es nicht ganz ungefährlich ist, diese zu besteigen. Besser langsam, dafür sicher – dieser Gedanke begleitet mich auch diesmal und, sowohl hoch als auch wieder runter, erfolgreich. Puh!
Es gibt sie: die Gipfelbesteigung im Saarland!
Nun befinden wir uns auf besondere Gipfeltour: auf 695,4 Metern erreichen wir schließlich die höchste Erhebung des Saarlandes: den Dollberg! Dann, wie auf Kommando fängt es an, kräftiger zu schneien. Wir reißen uns vom Gipfel los und ich verstaue die Kompaktkamera in den Rucksack. Jetzt zahlt es sich aus, eine Regenjacke anzuhaben: sie ist zwar ganz furchtbar nicht-atmungsaktiv, dafür hält sie Wind und jetzt auch Nässe fern. Ich ziehe mir die Kapuze über meine Wollmütze und den Reißverschluss ganz hoch. So trocken und warm verpackt ist der sanft fallende Schnee nun purer Genuss, der mit jeder Flocke mein Gesicht zart küsst. Bezaubernd.
Wenn Frau Holle ihre Decke schüttelt
Münzgroß fällt der Schnee nun von oben herab und zaubert hinter meinem geistigen Auge Frau Holle in den Himmel, die ihre dicken Daunendecken und -kissen schüttelt. Der Schnee schafft es, alle Spuren zu verwischen und lässt uns glauben, allein in dieser einmaligen Natur zu sein. Kann es etwas Schöneres geben? Und plötzlich – da! Etwas Kleines, Dunkles huscht in Lichtgeschwindigkeit über unseren Weg und verschwindet sogleich wieder in den Büschen. Ein Fuchs streift hier umher – ob es derselbe war, der die Fußabdrücke auf dem Fernwanderweg hinterlassen hat? Wir wissen es nicht.
Seltene Wehmut auf dem Rückweg
Der schmale, verschneite Pfad führt uns durch den Laubwald, der vom Schnee zu leuchten scheint. Nun geht es immer weiter bergab und somit immer näher zum Ausgangspunkt der Wanderung. Selten wird mir nach einer Tour so wehmütig ob ihrer Kürze. Hinter uns liegen 12 km feinstes Wintererlebnis, das möglicherweise das letzte bis zum Frühjahr ist. Dankbarkeit steigt in mir hoch. Dankbar dafür, die Dollbergschleife bei Schnee erlebt zu haben und mich für das Aufstehen und gegen die Couch entschieden habe.
Die Dollbergschleife bei Schnee: so kurzweilig und traumhaft schön
Mir wurde die Wanderung auf der Traumschleife Dollbergschleife bei Schnee von der Tourismus Zentrale des Saarlandes sehr ans Herz gelegt und das schon letztes Jahr, als wir die Idee Saarland im Winter schmiedeten. Zwar hatten wir die Wochen darauf oft winterliche Temperaturen, doch war es so knackig kalt, dass es meist Frost als Schnee gab. Zugegeben: bei Eis würde ich die Dollbergschleife aufgrund des Ringwalls meiden – wenngleich es der Karte nach auch Umwege gibt. Doch ist der Wall ein wirkliches Highlight – wenn es also geht, dann nehmt ihn mit!
Wenn man den Einstieg von der Köhlerhütte nimmt, könnte der erste Teil der Tour ohne Schnee unspektakulär sein – anders als der zweite Teil, den man auf atemberaubenden Wildnis-Pfaden wandert. Hier aber kommen Naturliebhaber dann voll auf ihre Kosten und erleben ein sehr vielfältiges Ambiente. Fazit: wer trittsicher und fit ist, auch mal ein paar Höhenmeter zu gehen, wird große Freude an dieser Tour haben. Aber Vorsicht: es könnte passieren, dass sie einem sehr, sehr kurzweilig vorkommt. Damit muss man dann leider umgehen 😉
Danke für den tollen Bericht. Da werden Erinnerung wach.
Wie immer sehr schön beschrieben – mit viel Liebe zu Detail.
Was habe ich denn da für einen Mist geschrieben?
Natürlich werden „Erinnerungen“ wach und die Liebe gehört „zum Detail“… bin wohl noch nicht wach
😉
Haha, ich weiß doch, was Du meinst 😀 Bin sehr froh, dass wir diese Wanderung gemacht haben. Es war einfach SO traumhaft 🙂 <3
Wie immer ein wunderbarer Bericht, nach dem ich mich noch mehr ärgere, dass ich euch nicht begleiten konnte… Schade drum, das hätte ich gerne mit euch zusammen erlebt. Danke Bianca, dass ich so virtuell daran teilhaben kann. 🙂 Eine tolle Idee und schön umgesetzt finde ich auch das Video, das Du auf Facebook gepostet hast!
Der Keltische Ringwall ist wirklich wunderbar und sehr beeindruckend, ich bin immer wieder gerne oben. Früher gab es im Sommer Mondscheinwanderungen, geführt von einer Keltin, mit nächtlichem Aufstieg auf den Ringwall – das war ein tolles Erlebnis und absolut mystisch, wenn man dann im Dunkeln, nur vom Mond beschienen, oben auf dem Plateau stand. Da kam schon ein Gefühl dafür auf, warum die Kelten diesen Platz als Kultstätte ausgesucht haben könnten.
Hallo liebe Cora,
ja, es war wirklich sehr schade, dass es bei Dir nicht ging. Dafür machen wir aber mal wieder eine Wanderung zusammen und die wird mindestens genauso schön 🙂
Freut mich, dass Dir das Video gefallen hat – es ist ja nicht sehr professionell und war mehr ein kleines Experiment. Mache ich jetzt vielleicht öfter, wenn das so gut ankommt 🙂
Gibt es diese Mondscheinwanderungen denn nicht mehr? Darauf hätte ich ja echt ziemlich Lust! Mir hatte die Irrlichter-Tour im November am Litermont-Sagenweg schon so gut gefallen, dazu noch die Geschichten und Sagen und die Wanderung in der Dunkelheit, auch vorbei am Friedhof. Das war richtig klasse.
Alles Liebe Dir und bis sehr bald!
Bianca