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Ich habe meinen Job gekündigt und mache Abenteuerreisen zum Beruf

Mehrmals schon fing ich diesen Blogpost an zu schreiben, um die Zeilen dann doch gleich wieder zu löschen. Wie soll ich nur anfangen, erklären, beschreiben? Eins weiß ich: Eine stürmische Woche liegt hinter mir – nicht nur weil viel Arbeit auf dem Tisch lag, sondern weil sich mein Leben gerade umkrempelt. Denn ich habe einen neuen Arbeitsvertrag unterschrieben und meinen sicheren und wunderbaren Job als Marketingleiterin gekündigt – nach über 10 Jahren. Der Entschluss: mein Herz darf stärker sein als mein Verstand – mit allen Risiken und Konsequenzen.

Trekking in Schweden

Das Warten

netmedia Büro in Saarbrücken am Donnerstag, den 17. Januar 2019 um 13:44 Uhr. Ich schiele rechts unten auf den Bildschirm und beobachte, wie die letzte Zahl von der 4 zur 5 wechselt. In 15 Minuten habe ich mein Mitarbeitergespräch, zu dem ich bat. In der Schublade meine Kündigung. Im Kopf viele Worte, viele Sätze und fast schon Gewissheit, dass ich um zwei alles vergessen haben werde, was ich meinem Chef sagen wollte.

Rückblick: der erste Ruf und die Verweigerung

Slowenien, 21. August 2018. Ein Facebook-Post huscht durch meine Timeline. Die Stellenausschreibung: „Traumjob-Potenzial in Saarbrücken – AbenteuerWege Reisen sucht neue Abenteuermacher.“ springt mir ins Auge. Ich bin neugierig und klicke. Die Beschreibung enthüllt: Gesucht wird ein Produktmanager (w/m/d), der Wandertouren für Individualreisende ausarbeitet und auf den Markt bringt. Erforderliche Kenntnisse in der Tourenausgestaltung erwünscht, mit entsprechender Berufserfahrung. Schlusstag der Bewerbung ist am 21. September.
Mein Herz macht einen freudig-überraschten Satz – mir war nicht klar, dass es solche Jobs gibt. Dann noch in Saarbrücken. Es kribbelt mir in den Fingern, doch wie soll ich ohne Berufserfahrung im Produktmanagement und Tourismus eine ernsthafte Chance haben? Ich schließe die Seite wieder und gehe die begonnenen Etappen des Alpe-Adria-Trails in Slowenien weiter. Wandertage zum Nachdenken. Und die Deadline verstreicht.

Im Büro

netmedia in Saarbrücken. Die Zeit will einfach nicht voranschreiten. 13:51 Uhr zeigt die Digitaluhr auf dem Desktop an und ich kann keinen klaren Gedanken mehr fassen. Wie wird mein Chef reagieren? Die Zeit für die Kündigung ist nicht optimal. Und es bleibt wenig Zeit, jemand Neues zu finden und einzulernen. Gedanklich baue ich auf mein Netzwerk, das voll von wundervollen und großartigen Marketing- und Kommunikationsexperten ist, denen ich meinen Arbeitsplatz sehr empfehlen kann. Ein „Luxusjob“ meinten schon manche – und es stimmt. Ist es denn wahr, dass ich gerade im Begriff bin, diese Stelle zu kündigen? 13:53 Uhr – noch hab ich nichts gesagt.

Seekajak in Finnland

Rückblick: der Wandel

Mandelbachtal (Saarland), es ist der 3. Dezember 2018. Nach der Trekkingtour in Slowenien und zwei wundervollen Presse- und Bloggerreisen nach Schweden und Österreich, sitze ich nach der Arbeit noch eine Weile vor dem Rechner und surfe vor mich hin. „Ob die Stelle noch online ist?“ – der Gedanke trifft mich unerwartet. Mein Browser hat die URI noch im Speicher und da trau ich meinen Augen kaum: Die Deadline der Bewerbung ist auf Ende Dezember verlegt worden. „Wie kann das sein?“. „Soll es so sein?“. Scheiß drauf. Was soll außer einer Absage schon passieren? Ich aktualisiere meinen Lebenslauf, schreibe ein paar persönliche Zeilen dazu und klicke auf SENDEN. Mein Herz klopft. Es ist jetzt 19:54 Uhr.

Am nächsten Tag: „Das ist irre, dass Du Dich bei uns bewirbst!“ Chef-Abenteurerin Alex und ich sind sofort per Du, liegen auf einer Wellenlänge. Sogar lebedraussen! kennt sie bereits. Der erste Kennenlerntermin ist gefunden, drei Stunden wird er dauern. AbenteuerWege, so lerne ich, ist die deutsche Tochter des schottisches Unternehmens Macs Adventure, das Standorte in den USA und eben auch in Deutschland hat. Seit 2015 ist das Startup in Saarbrücken und wächst, dank liebevoll und professionell ausgearbeiteter Reisen für Individualabenteurer, enorm. Alex erzählt mir ihrem Werdegang, der nie reibungslos dafür mit viel Mut geprägt war. Ihr Herz liegt ihr auf der Zunge, ich spüre ihre Leidenschaft für das Wandern, die Firma und ihre Kolleg*innen – und fange an zu erahnen, dass es auch menschlich sehr gut passen könnte. Mit zwei wundervollen Aufgaben für das zweite Gespräch gehe ich nach Hause: Ich darf eine Trekkingtour von Anfang bis Ende durchplanen sowie eine Strategie für neue Abenteuertouren ausarbeiten – europa- und weltweit.

Das Gespräch – es geht los

Saarbrücken, 13:58 Uhr. „Oh nein“ er ist zu früh dran. Mein Chef kommt in mein Büro und schließt die Tür. „Naaaa, Frau Gade?“ Er schnappt sich einen Stuhl und zieht ihn freundschaftlich lächelnd neben meinen Schreibtisch, sodass wir uns ansehen können. Unweigerlich muss ich auch lächeln und fühle mich gleichzeitig doch mies. Meine wochenlang vorbereiteten Worte und Sätze sind erwartungsgemäß natürlich weg. Am liebsten würde ich einfach nur „ich kündige!“ sagen, ihm das Papier in die Hand drücken und dann ganz normal weiter machen. Stattdessen aber fange ich nun doch an zu erzählen. Von meinem Traum, meiner Leidenschaft und der beruflichen Chance, die sich bei mir auftut.

Rückblick: die Prüfung

4. Januar, Büro bei AbenteuerWege. zweites Vorstellungsgespräch und eine mehrstündige Agenda: Vorstellung meiner Strategie, ein Skype-Interview mit dem Headquarter in Glasgow, Mittagessen und dann die Vorstellung meiner ausgearbeiteten Reise: eine 8-tägige Trekkingtour auf den Azoren mitsamt Preiskalkulation und potentiellen Partnern für Unterkünfte und Gepäcktransporte. So im Detail, für mich das erste Mal für eine Reise.

Dann, 12 Tage später: Der Vertrag liegt im Briefkasten.

Endgültig

Im netmedia Büro. „Und deshalb werde ich mein Angestelltenverhältnis hiermit zum 31. März kündigen.“ Da sind sie. Die Worte. Endgültig und abschließend. Ich warte auf eine Reaktion, die nach einem kurzen Moment auch folgt. „Da kann ich Dich wohl nur beglückwünschen, wenngleich es für netmedia natürlich sehr schade ist.“ Ich bin erleichtert. Ja. Es wird in den nächsten Wochen taff, und werde ich alles dransetzen, offene Projekte zu beenden und eine*n Nachfolger*in zu finden. Meine Hände zittern noch leicht. Ich will es meinen Kolleg*innen nun persönlich sagen. Schließlich sind 10 Jahre eine lange Zeit. Zeit, in der wir mit Höhen und Tiefen zum Team wurden. Und Zeit, für die ich sehr dankbar bin.

Ziellauf Fjällräven Classic 2017

Was verändert sich auf lebedraussen!?

Zunächst mal gar nichts. Ich werde weiterhin gemütliche Touren machen und darüber als Bianca hier auf dem Blog schreiben. Persönlich. Nahbar. Ehrlich. Aber mein Reise-Radius wird sich dieses Jahr verändern, denn Teil meiner neuen Aufgabe wird es auch sein, die ausgearbeiteten Touren in den Destinationen zu finalisieren. Ich stelle mir vor, wie ich von meiner Arbeit aus berichte, Geschichten von ganz besonderen Ecken der Welt erzähle und mit Bildern untermalen kann. Ich möchte, wie schon immer, inspirieren, zum Draußensein anregen, Sehnsüchte wecken und Tipps geben, die Dich vielleicht sanft an Deine persönlichen Grenzen schupsen. Vor allem aber wünsche ich Dir, dass auch Du Deine Träume verwirklichst – egal wie sie aussehen. Klar, ein bisschen Mut braucht es, doch wie meine Mutter immer gerne sagt: „Wer nicht kämpft, hat schon verloren.“ Ich bin schwer davon überzeugt, dass es sich lohnt. Immer.

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