Meine Beine brennen als ich mich mit meiner großen Tasse Kaffee auf einen der weißen Stühle auf der Veranda setze und auf das Fjord von Stongfjorden schaue. Die gestrige Inseltour mit den Bikes hinterließ offensichtlich ihre Spuren in den Oberschenkeln, auch wenn es nur 60 km waren. Ich genieße es, einfach dazusitzen und die aufgehende Sonne zu beobachten, die einen neuen, freundlichen Tag ankündigt. Einen Tag auf dem Wasser und einen weiteren in Askvoll am Fjord. Die Freude steigt zunehmend, als Timo kommt, wir alle gemeinsam frühstücken und anschließend mit dem VW Bus zum Hafen fahren. Die Challenge heute: mit dem Seekajak die norwegische Natur vom Wasser aus erkunden.
Mit dem Seekajak im Fjord
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Odin hat lachende, freundliche Augen. Ich schließe solche Menschen schnell in mein Herz, da sie ihre Mitmenschen mit ihrer Freude anstecken und man mit ihnen oft und viel lachen kann. Odin ist heute unser Kajak-Lehrer: ein großer Mann, der sehr in sich zu ruhen scheint, was ihn nochmal sympatischer macht. Wir stehen im Halbkreis um ihn herum und er gibt erste Anweisungen: jeder soll sich zuerst einen Neoprenanzug und -socken aussuchen und sich umziehen. Gesagt, getan. Das Bootshäuschen hängt voll von den teils schwarzen, teils bunten Gummianzügen, doch ich suche eine ganze Weile, bis ich auch einen finde, der mir passt UND lange Arme hat. Denn bei 6 Grad Wassertemperatur kann ich mich nur schwer überwinden, beim Gedanken einer Abkühlung darin, Freude zu empfinden. Aber Challenge ist Challenge!
In einem Seekajak bin ich bislang noch nie gepaddelt und ich bin neugierig, ob es sich wie jenes „normale“ Kajak anfühlt, das ich auf der Wildwasser Flußtour in der Saar nutzen durfte. Ich fange an, in diesem Neopren ordentlich zu kochen. Es dürfte in der Sonne mindestens 20 Grad haben – so muss sich vermutlich ein Hähnchen im Bratschlauch anfühlen, das langsam gar wird. Ich schiele zum Wasser, doch Abkühlung ist noch nicht in Sicht: Nachdem wir die Kajaks aus dem Bootshaus getragen haben, zeigt uns Odin nun, wie man die Fußpedale im Kajak einstellt und wie man richtig darin sitzt. Das mit den Pedalen kannte ich noch nicht, doch das Sitzen ist wie in den „normalen“ Kajaks. Sehr schön 🙂 Es kommen weitere Instruktionen zum Halten des Paddels, wie man gut vorwärts kommt, Kreise zieht und rückwärts fährt. Alles kein Hexenwerk, auch nicht für unsere noch unerfahrenen Crew-Teilnehmer/innen. Dann schieben wir das Kajak endlich ins Wasser.
Das kühle Nass spüre ich schnell durch die Neoprensocken durch – und es ist SEHR kühl. Auweia. Angekündigt wurde für später noch das Rettungstraining aus dem gekenterten Kajak mit Spritzdecke, da wird sich ein Tauchgang sicher nicht vermeiden lassen. Doch jetzt denke ich noch gar nicht daran und genieße erst mal die Aussicht auf dem Wasser. Das Paddeln geht mir leicht von der Hand: ein Stück geht es raus, dann eine kleine Wendung und wieder zurück. Die Schnupper-Tour vor ein paar Wochen in Frankreich hat sich wirklich bezahlt gemacht und ich freue mich sehr, dass die Sicherheit gleich wieder da ist.
Nach unseren ersten Plantsch- und Paddelübungen hält Odin das Paddel senkrecht in die Luft – das Zeichen dafür, dass alle zusammenkommen sollen. Wir sollen ein Floss bilden, was sich in der Kürze als gar nicht so einfach erweist. So ein Seekajak ist dann ja doch echt lang – wende das mal! Aber wir kriegen das hin, wenn auch mit ein paar Anläufen. Odin lächelt zufrieden und erklärt uns die nächsten Schritte: Während Timo voraus paddeln soll, wird er hinten für Sicherheit sorgen. Dann geht es endlich los.
Die Mini-Kajaktour in Askvoll zum Nach- (und weiter) paddeln
Die Kajaktour von Askvoll nach Askvika (in Bildern)
Ab in´s kalte Nass! Sicherheitstraining im Seekajak
Zurück von unserer kleinen Tour, kommt nun die Abkühlung in Form einer weiteren Lerneinheit: das Sicherheitstraining. Geübt wird der Notausstieg beim Kentern – inklusive entfernen der Spritzdecke. Die Spritzdecke wird am Paddler bzw. an der Paddlerin wie eine Schürze getragen und straff über die Öffnung des Kajaks gestülpt, um das Innere vor zu viel Wasser zu schützen. Es ist sehr wichtig, diese Spritzdecke kopfüber im Wasser entfernen zu können, und zwar ohne in Panik zu geraten.
Das ganze üben wir so lange, bis Odin zufrieden ist und wir nun lernen, wie wir uns auch alleine retten. Dabei muss man vor allem alleine das Wasser aus dem Kajak bekommen, das aber auch ganz leicht ist, hat man den Dreh mal raus:
Wieder zurück an Land: Zwar war meine Eskimorolle nicht wirklich von Erfolg gekrönt, doch was macht das schon. Mit strahlenden Gesichtern tragen wir die Kajaks aus dem Wasser, machen sie anschließend etwas sauber und ziehen die nassen Neoprens aus. Ich blieb erst mal im Bikini und hecke mit Simone eine Idee aus: Jetzt wollen wir wissen, wie sich 6 Grad Wassertemperatur auf nackter Haus anfühlen 😀 Kurz und schmerzlos rannten wir ins Wasser – und es war geil! Euphorisiert plantschten wir vergnügt im Meer, wer hätte das gedacht.
Dann gibt es noch eine besondere Überraschung für uns: Da man in Norwegen nicht ohne Padelllizenz Kajak fahren darf (oder zumindest sich keins ausleihen darf), hat uns Odin in feierlicher Zeremonie (ok, ich übertreibe etwas, aber innerlich fühlt es sich so an 🙂 ) unsere offizielle, norwegische Paddelllizenz übergeben. Wie toll ist das denn!
Zurück an unserem Ferienhaus am Fjord setze ich Kaffee auf und schaue in den Kühlschrank. So viel Aktion auf dem Wasser macht richtig hungrig und ich bin nicht die einzige. Während wir etwas früher als gestern zu Abend essen, klopft es an der Tür. Ray gesellt sich zu uns. Er wird in der Fjordchallenge-Woche noch eine besondere Rolle einnehmen – welche das ist, wird ein anderes Mal verraten 🙂
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- Biken: Inselhopping von Stongfjorden nach Askvoll, über Vaerlandet nach Bulandet und wieder zurück
- Kajak fahren am Fjord mit einer tollen Überraschung
- 2-Tages Wanderung durch die norwegische Wildnis
- Segeltörn am Fjord bei typisch norwegischem Regenwetter
- Angeln in Stongforden mit anschließender Abschiedsparty
Worum geht es bei der Fjordchallenge?
Timo Peters aka bruderleichtfuss.com hat uns für eine Woche zu sich nach Norwegen, in das beschauliche Städtchen Stongfjorden eingeladen. Fünf Abenteurer, die sich vorher nicht kannten, nahmen die Einladung an und besuchten ihn vom 19. bis 26. August 2016. Täglich wurde eine andere Outdoor-Aktivität unternommen, was uns einen vielfältigen Einblick in die norwegische Natur bescherte. Lest hier die Ankündigung zur Fjordchallenge.
Herrlich geschrieben! Das Paddeln einmal richtig zu lernen, da hätte ich auch Lust drauf. Ich bin in Finnland schon mal zwischen den Schären gepaddelt. Meine Freundin (frühere Austauschschülerin) besitzt dort eine Insel, und da sind wir abends eine Runde paddeln gewesen. Lindas Vater hat mich mühevoll vom Steg ins Kayak bugsiert 🙂 Das Paddeln selbst war herrlich entspannend und einfach nur ein Genuss in der tollen Landschaft.
Bin gespannt auf die weiteren Bericht!
Liebe Grüße, Nicole
Sie besitzt eine Insel?? Wie traumhaft! 😀 Das mit dem „ins Kajak bugsieren“ war beim ersten Mal bei mir aus so. Es ging gehörig schief und ich plumpste geradewegs ins Wasser 😀 Finnland will ich auch mal besuchen, auch Schweden – und überhaupt ist der Norden mit den Jahren auf meiner ToDo weiter hoch gerutscht. Du kennst Dich da ja schon viel besser aus 🙂 Im nächsten Bericht wird es um das Highlight auf der Fjordchallenge gehen: Die 2-Tages Wanderung durch die norwegische Wildnis. Hast Du denn auch eine Wanderung in Finnland gemacht?
Haha, schön, dass ich nicht die Einzige bin, die „bugsiert“ werden musste 🙂
Ich war früher eher der Südmensch, aber der Norden hat längst die Oberhand gewonnen. Schweden fehlt mir auch noch, Norwegen, Finnland und Island habe ich bisher besucht. In Finnland war ich nicht wandern, aber meine Freundin hat mir viele spannende Orte gezeigt, vor allem auch Nicht-Touri-Orte. Sowas mag ich immer. Ich war allerdings in finnisch Lappland mal Schneeschuhwandern, auch ein tolles Erlebnis. Auf den Bericht der 2-Tages-Wanderung mit Timo freue ich mich schon. Die Fotos waren ja schon mal vielversprechend.
Liebe Bianca,
einen wunderbaren Blog hast du hier! Ich recherchiere gerade für unseren Urlaub Ende August in Norwegen und bin über deinen Blog gestolpert. Die Bilder gefallen mir sehr gut und da steigt die Vorfreude gleich an :-). Wir haben insgesamt 2 Touren geplant und werden auch zu den Fjorden fahren.
Liebe Grüße aus Köln
Hallo Paula,
Danke für das Kompliment ? Weißt Du schon, wohin es in Norwegen gehen soll? Die Fjorde sind wirklich schön, wünsche Dir einen tollen Urlaub!
Meine erste Paddeltour habe ich vor vielen Jahren auch in Norwegen unternommen. Seitdem bin ich vom Paddelvirus befallen, so dass ich das Paddeln sogar zu meinem Beruf gemacht habe. Es gibt einfach nichts schöneres, als im Seekajak in der freien Natur unterwegs zu sein!
Hallo Lutz,
sein Hobby zum Beruf zu machen ist wohl das Beste, was einem passieren kann 🙂
Viele Grüße,
Bianca