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Slowenien: Jeder Tag hat eine neue Chance verdient

Dies ist der 3. Teil meiner Slowenien-Trekkingtour auf dem Alpe-Adria-Trail mit dem Zelt.


1. Tagebucheintrag: nach Schlechtem kommt immer Gutes!

2. Tagebucheintrag: Das Leben braucht mal Pause


Tu was dein Bauch dir sagt

Das Frühstück heute genieße ich auf der Hütte ganz besonders, schließlich ist es mein letzter Tag. Der Bauch sagt: „Bianca zieh weiter!“ Und ich höre auf ihn. Respekt, eigentlich schon große Sorgen habe ich bezüglich der kommenden Strecke – laut Höhenmetern geht es viel und steil bergab. Mit großem Gepäck nicht gerade knieschonend, aber da gehe ich nun durch. Und freue mich wie Bolle drauf.

Allein dem Sonnenaufgang entgegen

Der Start gelingt wie aus dem Bilderbuch: Direkt ab der Hütte führt der Alpe-Adria-Trail einen schmalen Pfad entlang, der sanft ansteigt und die aufgehende Sonne immer wieder durch die Bäume blitzen lässt. Es ist halb neun und ich bin bis auf zwei zügig voranschreitende Wanderer ganz alleine auf dem Trail.

Schlechte Laune hat keine Chance

Als es von Vrišič aus dann die gefürchtete Strecke hinab geht, lasse ich mir die Laune nicht verderben – schon gar nicht bei dieser Aussicht! Zwar führt der Alpe-Adria-Trail auch immer auf Straßen, die von Touristen bereits zur frühen Uhrzeit voll sind, doch schnell tauche ich wieder ab und dann tief in den Wald.

Ein Bach plätschert fröhlich neben mir, Schafe blöken, ein Reh hopst und die Bäume rascheln. Viel Laub liegt hier – die Trockenheit zeigt schon lange Wirkung auf die Natur. Relativ unspektakulär ist der Weg teils, aber auch anspruchsvoll und, wie befürchtet, recht steil. Ohne meine Wanderstöcke würde ich nicht entlang wollen – es ist mir unverständlich, wie andere das machen. Aber sie haben wohl noch gesunde Knie.

Das dunkle Wasserloch

Schließlich habe ich das Gröbste geschafft und lande beim Touristenmagnet: die Soca-Quelle. Zu dieser Zeit ein dunkles, (fast) vertrocknetes Loch, wie mir zwei deutsche Touristen bei einem völlig überteuerten Schweppes bestätigen. Also Haken dran: es kann mit mir direkt weiter gehen.

Der Weg schlängelt sich nun entlang der Soča, aber auch nicht ohne einen größeren Part auf und entlang der asphaltierten Straße zu nehmen. Ich erwische mich bei dem Gedanken, den gestrigen Tag zu vergleichen und sage mir gleichzeitig, dass ich das nicht tun sollte. Jeder Tag hat eine neue Chance verdient. Er ist nicht schlechter oder besser – nur anders.

Wanderflow: du willst nie aufhören

In mich hineinmurmelnd wandere ich mich regelrecht in den Flow. Kennst Du das, wenn Du einfach nur laufen und laufen und laufen willst? Ein wenig wie besessen und dann wieder sich ermahnend, die Überanstrengung zu vermeiden. Bis maximal zum Camp Triglav möchte ich heute, das ist weit genug und dann darf der Körper ruhen – er muss! Schlecht: Auf meine Ernährung achte ich heute so gar nicht. Bis auf eine Handvoll Nüsse um halb zwölf verlangt mein Bauch zwar etwas, doch er kriegt nichts. Einfach laufen. Nicht stehen bleiben. Das tut mir gut. Nur das brauche ich jetzt.

Am Ziel

Ankunft am Camp Triglav: Hier ist fast nichts los und für mein kleines Zelt und mich quasi freie Platzwahl. Doch ich fühle mich nicht wohl… „Wo ist meine Hütte?“

„Jeder Tag hat eine Chance verdient.“

Da ist er wieder, der Gedanke. Ich packe mein Zelt aus und lass es erst mal trocknen. Das ist gut. Die heiße Gemüsesuppe genieße ich mit Ausblick auf die Berge um mich und merke, wie die Kraft wiederkommt. Der Spaziergang an die Soča lässt mein Herz fröhlich springen: ja, ok. Kann was. Es ist wunderschön hier. Und ich bin dankbar, dass all meine anfänglichen Sorgen nicht wahr wurden.


Zum nächsten Tagebucheintrag: Slowenien Tag 4 – was wirklich zählt

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